Abenteuer Indien

Begleitet uns auf unserem kleinen Indien Abenteuer. Seht was wir sehen; fühlt, was wir fühlen; lacht, über was wir lachen. Schön das ihr dabei seid!

Montag, 19. November 2012

High Noon im Farmland

Lakshmi und Ganesha
unsere letzten Besucher in diesem Jahr sind gerade wieder gefahren, der Smog ist im wesentlichen noch da-andersrum wär's schöner. Wir haben die letzten Tage aber noch einige Highlights gesehen-manchmal kann man einfach nur noch staunen. Also zunächst mal Diwali. Diwali ist das höchste Familienfest für die Hindus, einige vergleichen Diwali mit Weihnachten andere mit Silvester-richtig ist: es gibt Geschenke und Geld für Kunden, Familie oder Mitarbeiter. Es gibt überall Festbeleuchtung in allen Farben, die Familie kommt zusammen (sofern man nicht sowieso schon unter einem Dach lebt) und nachts gibts Feuerwerk, das die Schwarte kracht.
Wir hatten eine Einladung zu einer indischen Nachbarsfarmfamilie, die ihr Tore öffneten, um uns ihr "Diwali" zu zeigen. Das begann Freitags mit einem "Spieleabend"=>indisches Pokern um etwas Geld. Spielregeln und Chips wie beim Pokern, allerdings erheblich vereinfacht, da es nur 3 Karten gibt. Das ist easy-versteht jeder. Trotzdem hat nur Frederik hat als einziger von uns ca.300 Rupies gewonnen und war stolz wie Oskar. Mareike und ich haben etwas Lehrgeld bezahlt.
Gespielt wurde in einer Damen und einer Herrenrunde, jeweils 9 Personen. Das gehört schon zu den Diwali Festivitäten dazu, gepokert wird also nur einmal im Jahr. Zumindest in der Familie...Hintergrund ist an dem Tag die Ehrung der für den Wohlstand und Glück zuständigen Göttin Lakshmi. Wie bei indischen Feiern üblich, kommt erst der Smalltalk mit Getränken und Snacks. Dann das Spielen und um 23 Uhr gibts dann Dinner-und anschliessend soll man dann gefälligst nach Hause gehen. Der Ablauf hat so seine Vorteile für die Planung von kleinen Empfängen, und es war auch nach dem Essen tatsächlich innerhalb von 20 Minuten Schluss. Der Deutsche an sich hat ja die Angewohnheit es dann noch "gemütlich" bis spät in die Nacht ausklingen zu lassen-wir haben uns der Aufbruchstimmung dann aber letzendlich doch nicht entziehen können-schliesslich wollten wir Diwali ja nochmal wiederkommen...
Haben wir dann auch gemacht.
Diwali ist in Bezug auf die Geschichte dahinter nicht so klar wie die Weihnachtsgeschichte und es wird auch nicht in ganz Indien gefeiert. Aber die hübscheste Story ist die, dass ein für 14 Jahre verbannter König/Gott nach seinem Sieg gegen das Böse (auf Sri Lanka) und die Befreiung seiner geliebten Frau 14 Tage später wieder indischen Boden betreten hat, und die glücklichen Untertanen zu diesem Anlass die Küste und das Land für den König beleuchteten. Diwali wird daher auch das Lichterfest genannt und beeinhaltet auch die Himmelsbeleuchtung mit Feuerwerk. Diwali ist für viele Firmen wegen der Beziehung zum Glück und Wohlstand auch die Zeit in der fürs ganze Jahr die Kleidung und die Küchengegenstände gekauft werden. Bei den indischen Großfamilien war das die Methode, um einen einigermassen Überblick über die Ausgaben zu behalten und alle gleich und gerecht zu behandeln. Im modernen Indien führt das regelmäßig zu Konflikten zwischen den jungen "Ganzjahreseinkäufern" und den älteren "gekauft wird Diwali" Mitgliedern der Familien. Wir durften bei unserer Gastfamilien die Hausandacht (Puja) verfolgen, bei dem ein lokaler Priester die Familie, Firmenbücher, Laptops, Handys und Gäste (in dieser Reihenfolge) einsegnet.

Holy Laptop
 Bei der Gelegenheit wird das Haus eingeräuchert, Lakshmis 108 Namen werden runtergebetet, Geld und Süssigkeiten auf dem Hausaltar dargebracht und zum Schluss gibts ein Bindi auf die Stirn, das ist das "dritte Auge" für die Weisheit.
Anschliessend gibts das Dinner und dann das Feuerwerk, Alkohol gibt es an Diwali nicht. Da wir dieses Jahr kein "richtiges" Silvester haben werden, hab ich dann entsprechend Diwali mitgeknallt. Freundlicherweise gab es für ein Rupien eine 240 Schuss Rakatenbatterie. Sehr praktisch-einmal anzünden, 5 Minuten Spass und 5 Stunden Rauch und Smog in der Luft. Aber eeeiiinmmaal kann man ja ne Ausnahme machen....
Bumm
Ansonsten sind Konflikte und Nachbarschaft sind noch ein trauriges Sonderthema. Auf einer anderen Nachbarfarm, ca. einen Kilometer entfernt von unserer Farm gab es eine Blutbad in einer Sikh Familie, bei der ein ein Streit zwischen zwei  Brüdern um die Eigentümerschaft des Farmhauses zu einem Schusswechsel führte. Der jüngere Bruder hat gerichtlich das Haus zugesprochen bekommen, worauf am Samstag der ältere Bruder bewaffnet mit 40 Personen auf das Gelände eindrang um den jüngeren Bruder vom Gelände zu vertreiben. Dieser eröffnete mit seinen Sicherheitsleuten das Feuer, beide Brüdern starben im Kugelhagel an ihren schweren Schutzverletzungen, in einem der Brüder wurden nach ersten Meldungen18 Kugeln gefunden.
Einer der beiden war der Vater eines Klassenkameraden von Frederik, daher wird das Ereignis auch an der amerikanischen Schule thematisiert. Beide der ältere Bruder hatten ein millardenschweres Alkohol Retail Unternehmen aufgezogen, die Familie besitzt diverse Einkaufszentren, umso unverständlicher ein Streit um ein einfaches Farmhaus...
Die Gazetten reissen sich um das Thema, wie in Indien üblich wird sofort jedes Detail aus den Polizeiberichten und jede Spekulation veröffentlicht-mit kompletten Namen, Anschriften und so weiter. Um es für die Leser verständlicher zu machen werden auch immer bei solchen Dingen "Comics" erstellt. Skuril, und etwas makaber das Thema auf diese Art zu verfolgen, denn es bleibt am Ende eine Familientragödie, bei der mindestens auch ein Sicherheitsmann starb.

PS: Bilder diesmal aus dem Internet, während der Familienzeremonie, wollten wir nicht mit der Kamera stören...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen