Abenteuer Indien

Begleitet uns auf unserem kleinen Indien Abenteuer. Seht was wir sehen; fühlt, was wir fühlen; lacht, über was wir lachen. Schön das ihr dabei seid!

Dienstag, 8. Juli 2014

No worries...




Machen wir uns mal nichts vor, der Norden Australiens und Australien generell ist ja nun nicht gerade überlaufen. Im kompletten Kontinent verteilen sich so um die 22 Millionen Einwohner. Das entspricht ziemlich genau der Einwohnerzahl von Neu-Delhi...Die Anzahl der Känguruhs entspricht im wesentlichen der Einwohnerzahl, wobei sich die großen Hüpfern etwas gleichmäßiger auf das Land verteilen, während der Australier an sich dann eben eigentlich auch ganz gern in den Städten wohnt...

Das interessiert den handelsüblichen Touristen natürlich weniger. Dieser sucht eher die Einsamkeit, das ursprüngliche, ein bisschen Abenteuer natürlich und ganz viel Natur. Natürlich trotzdem möglichst morgens und/oder abends mit einer netten warmen Dusche. Der Nordbezirk bietet genau das! Kimberley und die anderen Nationalparks sind die Geburtsstätten von Crocodile Dundee und diversen anderen Filmen...Daumenregel: Wann immer ein Krokodil und Australien gemeinsam auftauchen ist man im Northern Territory-also genau dort wo wir gerade so rumfahren.

Gibbs River Road Start....
Und hier gibt es dann viel Land, genau zwei Autobahnen-eine in Nord/Südrichtung, eine in Nord/West Richtung. Und dann gibt es die Gibbs River Road. Die Gibbs River Road ist die australische Version unserer Mandi Road in Delhi. Also entsprechen dürftig ausgebaut, aber mit netten Anwohnern:). Unser Farmhaus in Delhi kann mit den hiesigen Farmen dann auch nicht wirklich mithalten. Ein Beispiel: Die Drysdale Farm hat eine Fläche von 4000m2, ist  flächenmäßig so groß wie Saarland, Hamburg und Bremen zusammen und liegt damit immerhin nur auf Rang 53 der größten Farmen in Australien (Nr.1 ist 25.000m2, da liegen wir dann bei Mecklenburg-Vorpommern...)



Ursprünglich als Farmen für Vieherden gedacht, kämpfen alle Farmen mit den ziemlich widrigen Wetterbedingungen-der komplette Jahresregen fällt innerhalb von 2-3 Monaten und führt regelmäßig zu starken Überschwemmungen, dafür bleibt es im Rest des Jahres dann eher furztrocken. Nicht also gerade ideale Bedingungen für die Land-oder Viehwirtschaft und umso wichtiger werden die Touristen. Alle Farmen bieten auch einen mehr oder weniger professionellen Service für Camper oder Touristen mit etwas exclusiveren Bedarf an.



Also die Gibbs River Road ist streng genommen eher ein Weg, als eine Straße...mangels Asphalt, Brücken etc. Wenn es etwas Nasses zur durchqueren gibt, passiert das mittels einer Furt und des bereits erwähnten Allradantriebs. Daumenregel: bis zu 20cm geht problemlos mit normalen Fahrzeugen, bis zu 50cm geht mit normalen Allradantrieb, bis zu 1m Wasserhöhe braucht man dann einen "Schnorchel", dh.einen Ansauger auf der linken oder rechten Fahrzeugseite...haben, wir-also könnten wir auch tauchen....Allerdings brauchen wir selbst bei der berühmten King Edward River Durchfahrt nur so 30cm Flusstiefe zu durchqueren..."no worries" wie der Australier so sagt.


No worries, mate...

King Edward Crossing
Ansonsten herrscht auf der Gibbs River Road das "friss meinen Staub" Prinzip. Der rote, extrem feine Staub wirbelt so richtig schön hoch-wenn einem ein Fahrzeug entgegenkommt, ist man erstmal ein paar Sekunden im Blindflug unterwegs. "No worries" schliesslich gehen die Straßen immer schön geradeaus...also einfach Richtung halten und weiter. Am besten passt man sich auch der allgemeinen Standardgeschwindigkeit an, ansonsten hat man häufiger Überholvorgänge...und dann hat man den Blindflug direkt vorm überholen...dafür kann man sich dann anschliessen beim Hintermann rächen, wenn man möglichst früh wieder die Spur wechselt...


Vorm Gegenverkehr

Alles klar?

Die Gibbs River Road hat noch eine andere berühmte Spezialität: Waschbrettrillen. Das sind quasi Spurrillen, allerdings quer und in kürzeren Abständen-letztendlich als würde man über ein Waschbrett fahren. Man kann wahlweise sehr langsam drüberschaukeln, oder in einer hoffentlich idealen Geschwindigkeit so schnell drübersemmeln, dass durch die Trägheit der Stoßdämpfer das Auto quasi über die Rillen fliegt...ähnlich wie bei Motorbooten ab einer bestimmten Geschwindigkeit. In jedem Fall kann man als Gibbs Road Novize nach der ersten größeren Etappe erstmal die Hälfte der Lebensmittel entsorgen. Von den Eiern hat die Hälfte überlebt, die andere Hälfte hat sich mit Hilfe der Schwerkraft den Weg quer durch und über alle anderen Lebensmittel gesucht. Yoghurt Becher sind auch alles in allem deutlich weniger belastbar als man so denkt und was ursprünglich als Toast auf den Weg geschickt wurde, kann nach der Tour als Crouton zur Suppe gereicht werden-zumindest wenn man auf Croutons mit feiner Eier-Joghurt Note steht.
Und gleich noch eine gute Nachricht: Immerhin 3 von 4 Reifen haben nach der ersten größeren Etappe auf der Gibbs River Road den Belastungstest überstanden. Prima-so komme ich wenigstens dazu mal zu checken, ob wirklich das komplette Bordwerkzeug zum Radwechsel irgendwo vorhanden ist, ob es tatsächlich ein Ersatzreifen gibt, und wenn ja, wie man das Ding eigentlich unter dem Auto wegbekommt. Für die Verwandtschaft war Papa unterm Auto eine willkommene Nachmittagsunterhaltung-tatsächlich war der Ruf nach "gibts hier eigentlich Internet" mal für eine knappe Stunde etwas leiser.





Wir haben auf unseren Tour einen Anwalt aus Sydney samt Familie kennengelernt, der vorm Urlaub erstmal ein 4 Tages Allrad Training gemacht hat. Nicht völlig sinnfrei-konnte auf seinen Bierdosen keine größeren Eier-Yoghurt-Gemischflecken entdecken und seine Reifen waren noch alle intakt.
Es gibt aber dann eben nach erreichen unserer Tagesfahrziele dann ein paar Ecken, die wir Großstadtcowboys mit eigener Fusskraft erreichen müssen. Das fällt vor allem unseren jüngeren Nachwuchskräften deutlich schwerer als vermutet. Ist auch irgendwie kein Wunder-in Delhi legen unsere Kinder üblicherweise keine Strecken >20m ohne Motorunterstützung zurück.

Unser eigentlich erstes großes Ziel neben den genaueren Kennenlernen der Fahrzeugdetails waren die Mitchell Falls. Die Mitchell Falls werden auch von einem Heli Service angeboten...wir haben uns die 600$ für 5 Flugminuten gespart-mussten dafür auf dem letzten Wegdrittel dann aber auch das Gejammer unserer Tochter anhören (Papa...alle! fliegen den Rückweg mit dem Heli, wirklich alle!!) Das wurde auch nicht wirklich durch unsere nette Urlaubsbekanntschaftsfamilie besser (die, mit dem 4WD Vorbereitungskurs) die SELBSVERSTÄNDLICH für die die fünfköpfige Familie den Heli Rückflug gebucht hatten...(von den 5en sind aber auch 3 Töchter, ich glaube, die Nerven hätte ich dann auch nicht gehabt...)  






Wir sprechen hier übrigens von 4(!) Laufkilometern mehr oder weniger gerade Fläche aber über ein paar Felsen und so. Nicht das mir hier einer kommt mit "Überanstrengung von Minderjährigen". Mitchell Falls ansonsten: Sehr anschauenswert-mit oder ohne Heli! Aber eigentlich ist ja doch mal wieder eher der Weg das Ziel gewesen...zwischendurch noch Holz fürs abendliche Lagerfeuer gesammelt, danach in den Schlafsack gekrabbelt und von Heli Vibrationen in Eiersauce geträumt. Urlaub im Outback ist doch was schönes...no worries!

Mittwoch, 2. Juli 2014

Darwin und andere Naturgesetze


Nachdem den in Australien angelandeten Siedlern und sonstigen Ganoven im Süd-und Ostteil des Kontinents die hübschen Namen à la Queensland, South-West Wales oder ...ausgegangen waren, beschränkten sie sich darauf, den anderen Landesteilen etwas eingängigere Namen zu geben-wie zum Beispiel dem Nordteil "Northern Territory" oder dem Westteil "Western Australia". Prima, da gibts dann keine Verwechslungen. Nord klingt ja mal grundsätzlich nach kalt und schlechtem Wetter. Aber hier in Australien ist ja wie bereits erwähnt alles verkehrt herum-also ist auch der Norden ist im Winter schön warm. Zu den Dingen die ansonsten noch gewöhungsbedürftig sind, gehört definitv der Sonnenaufgang-untergang und generell die Himmelrichtungen. Man hat ja so in seinen 40-50 Lebensjahren ein "Gefühl" entwickelt, wo eigentlich was ist. Und dann gibts ja noch die Olafsbrücken (Nie Ohne Seife Waschen und ähnliches) Kann man alles vergessen! Die Sonne geht auf der rechten Seite auf (das soll der Osten sein) und wandert dann nach links. Wo ist die Sonne nie zu sehen? Richtig-im SÜDEN!! Und der sternenklare Nachthimmel mit dem Großen Wagen (oder Großen Bär) und dem Nordstern ist direkt neben dem Sonnenaufgang.

Etwas länger als die zwangsausgebürgerten Engländer sind die hiesigen Ureinwohner zu Hause. Ich meine natürlich die mit der großen Klappe und dem Handtaschenrücken. 200 Millionen Jahre ist schon ein ziemliches Pfund in der Evolutionslehre, und wenn man das Zeitfenster quasi unverändert übersteht ist man entweder im ewigen Eis tiefgefroren, oder man ist ein Krokodil.


Ein "Salty" um es genauer zu sagen. Saltys sind die Krokodile die dann auch kein Alligator, Kaiman oder sonstiges Kriech und Krabbelzeug sind. Ein Salty ist ein lebt bevorzugt im Salzwasser. Da er aber ein relativ übersichtliches Gehirnvolumen hat, ist ihm im Zweifel auch Süßwasser recht, vermutlich hat er einfach den Unterschied noch nicht so 100% kapiert. Das Krokodil ist kein echter Jäger, eher ein Warter. Die meisten Tiere und Menschen sind zumindest auf der Mittel-und Langstrecke deutlich schneller. Ist dem Salty aber auch nicht wichtig-er wartet in aller Ruhe im Wasser bis etwas genießbares vor seinem Maul herumspringt, ein kurzer Schlag mit dem Schwanz, Maul auf, Essen rein, Maul zu. So schlicht ist das. Und eigentlich ist die komplette Nordküste voller Krokodile (Saltys) also...besser nicht die Arme aus dem Boot hängen lassen, Fische in Wassernähe ausnehmen und generell besser nicht in die Nähe vom Wasser kommen. Alles gefährlich. Die gute Nachricht ist: Selbst wenn man im Northern Territory nicht von den Saltys erwischt wird, gibt hier noch genügend anderes beißendes Getier.



Schlange frisst Ratte...live (siehe TV...)
Gut so-langweilig wirds also nicht! Insofern wird es Zeit eine Lanze zu brechen für die Tiere, die ein ähnlich übles Image haben wie die Saltys-aber bei denen die Wahrscheinlichkeit eines Bisses geringer als ein Lottogewinn ist (vielleicht einer mit Zusatzzahl, aber verlieren wir uns heute mal nicht in Details...) Der gute alte Hai! In diversen Aquarien in aller Welt...vor allem auch in Australien wird eine große Lanze für die Jungs gebrochen-ich breche eine mit! Haie sind harmlos, sehen fies aus-das war es aber auch schon. Haie werden wir im letzten Urlaubsteil vermutlich noch unter Wasser häufiger antreffen...insofern dies nur mal als kleiner Appetitanreger.


In Darwin selbst sind wir zu kleinen Entlastung unserer Haushaltskasse in einem Hostel (quasie Jugendherberger abgestiegen und haben den Alterschnitt mal eben verdoppelt (ok, zumindest Mareike und ich)....Schöne 2er Etagenbetten, Plastikgeschirr und Guitarrenmusik zum abendlichen Sit-in. Ansonsten haben wir in Darwin vor allem ein kleines Wellenfreibad gesehen und besucht.


Nach den üblichen 29-31 Grad Wassertemperatur im Indischen Ozean und in unserem Hauspool, kamen uns diese 26 Grad irgendwie schattig vor...aber irgendwie urig und eine passende Einstimmung zum kommenden Campingurlaub. Apropos Camper...das Bild im Kopf der Familie zum Camper war ein Wohnmobil ungefährt wie dieses hier:
Idee
Realität
Was wir bekamen war ein Jeep mit Zelten zum Selbstaufbauen. Grund: Wir haben uns als Strecken diverse Ecken herausgesucht, die nur mit Allradantrieb befahrbar sind-unter anderem wegen diverser Flussdurchfahrten und etwas ausbaufähigen Wegesysteme. Und Camper mit Allradantrieb und 50cm Bodenabstand sind halt nicht so 100% mit unserem Wohnmobil Verständnis kompatibel. Wirklich cool ist aber in jedem Fall unser Kühlschrank-eigene Batterie und in der Lage quasi 24 Stunden lang schockgefrostetes zu erstellen. Very impressive!
Aber bevor wir unseren Allradantrieb so richtig testen können, versuchen wir zunächst mal unser Glück auf ein bis zwei "richtigen" Campingplätzen...die haben dann auch Internet, heisse Duschen und sonst auch alles was man als Anfänger so braucht...vor allem auch einen Supermarkt in der Nähe, wo man die 5-20 Sachen noch nachkaufen kann, die sich nach einem einzigen Tag auf der Landstraße als unentbehrlich für den Familienfrieden erwiesen haben...Nutella zum Beispiel und natürlich "Refried Beans"...dass sind diese komischen Bohnen in Tomatensause, die bei jedem englischen Buffet direkt zwischen dem Speck und den Bratwürsten liegen. Ein Muss für jeden Camper in Australien, sagt Frederik....
Wer unseren Trip auf der Landkarte verfolgen will....wir sind von Sydney aus nach Darwin geflogen, von dort zum Katherine Nationalpark, anschliessend nach Kununurra






Sonntag, 22. Juni 2014

Drunter und Drüber

Wombat
Koala live
Wo man ja sowieso in der Gegend ist, kann man ja auch direkt nochmal einen zusätzlichen Kontinent abhaken. Freundlicherweise haben sowohl die Kinder 10 Wochen Ferien, als auch Mareike zumindest mal 5 Wochen am Stück frei. Und ich hänge ja sowieso ganzjährig hier herum und habe Unsinn im Kopf. Jetzt kommen dann also ein paar Blogs etwas artfremd eben nicht über Indien sondern über das Land in das die Briten seinerzeit mal ihre ganzen Ganoven geschickt haben und manche behaupten, der Großteil der Einwohner hätte sich auch nicht wesentlich verändert.



Tell me, where the money goes....
Das fängt zumindest schonmal bei den Preisen hier an. Als Juister ist man ja gewissen Kummer und monopolistische Preisgestaltungen gewöhnt. Kommt man nach Australien sieht man: auf der Strandpromenade ist noch deutlich Luft nach oben....Allgemeiner Tenor bei Fragen zum Thema: Schau mal, die meisten Sachen müssen hier von weit her importiert werden...diese Frachtkosten...hab ich auch schon mal irgendwo gehört, letzmalig bei einer 10 EUR Brezel auf ner Skihütte im Allgäu. Aber ähnlich wie beim Verkehr in Indien muss man sich das Grübeln dann irgendwann abgewöhnen und einfach "fließen" lassen. Insbesondere die mühsam erarbeitete Kohle fliesst dann auch tatsächlich ganz mühelos...

Oben in Down Under

Ankunft nach 12 Flugstunden mit AirIndia morgens so gegen 7 Uhr. Erstes kurzes Techtelmechtel mit den Immigrationsbehörden. Seit einigen Monaten haben mich regelmäßig die Einwanderungsbehörden aller Länder auf dem Radar. Mareike hatte nach unserer letzten größeren Reise eilfertig meine Hose mit Reisepass durchgewaschen, Sunil (unserem hauptamtlichen Wäscher...und ja-der heisst wirklich so!) konnte dann nur noch das durchweichte-aber blitzsaubere-Personaldokument zum trocknen aufhängen. Alles in allem sieht der Pass auch noch ganz ok aus-halt hier und da etwas durchweicht und wellig aber mit allen Lichtbildern, Visa etc. noch gut lesbar vorhanden. Aber eben ein Standardstirnrunzler bei jeder Einreise irgendwohin...jajaja-ich hätte ihn inzwischen austauschen können...aber das ist von Indien aus halt etwas komplizierter und teurer und bei sowas (150EUR???für einen Reisepass??) werd ich da doch auch mal zum Sparbrötchen...und bisher bin ich ja auch noch überall reingekommen....

Egal, rein ins Land! Erste Erkenntnis: Kalt ists hier! Sydney Sommer=Winter aktuell 17 Grad. Klare Luft&kaum Kühe oder Hunde auf der Straße! Erstmal die ersten 30 Dollar für ein kleines Frühstück rausgeben, dann die nächsten 50 für 20Minuten Taxi. Vergleichspreis Taxi Delhi (40min) 7,50 EUR also umgerechnet ungefähr nur das 4-5fache...aber in Australien muss ja auch alles importiert werden....


??22$??OMG!

Gut das wir schon diverse Ausgaben vorab via Internet erledigt hatten. Dadurch wirds zwar in der Regel mal nicht billiger...aber zumindest fühlt es sich günstig an, wenn man den Betrag nicht nochmal sieht. Eins der Dinge, die wir vorab gebucht hatten ist unser Besuch in Sydneys Oper. Leider nicht für eine Oper, aber immerhin für ein Tanztheater "Milonga"...dh.Tango!! Die Produktion tourt aktuell durch die Weltgeschichte...die Aufführung in Wolfsburg (Fakt!) haben wir ja mangels Anwesenheit verpasst...aber dafür sind wir halt jetzt mal hier.
Keine genauere Beschreibung möglich als "fantastisch"!

Unsere Unterkunft ist/war ein Bed&Breakfast einem aus der Finanzwelt ausgestiegenen Pärchen im Szeneviertel "The Rocks" in Hafennähe. Sympatische Unterkunft, mit einem unschlagbaren Pancake und lausigem Kaffee zum Frühstück.
Nach einer ersten kurzen Durchsicht und den Tipps unserer Gastwirte strichen wir "Whale Watching" und "Harbour Bridge Climb" von unserer To-Do Liste. Sorry Freunde...lasst Geld fließen ist ok, aber 500EUR Familienpreis für 3 Stunden Treppensteigen oder ein paar Schwanzflossen?? Das überlassen wir dann doch lieber mal den paar neureichen Russen und Chinesen hier in der Stadt....Wir entschieden uns dann lieber für ein kleines Event Paket aus Aquarium, Zoo,
Me, my friend and I...
Aufzuchtstation und Madame Tussaud in Kombination mit Hafenrundfahrt, Stadtbummel und Eisessen. 

Ach so, und vom gesparten Geld war dann auch noch eine günstige neue Kamera drin....



















 Auf jeden Fall 3 Tage Städtetour Sydney...wir waren dabei....und nach dem überstandenen Jetlag und dem Appetizer auf die Tierwelt sind wir jetzt bereit für unseren Camping und Outdoor Teil im Norden der Republik...und zurück in Temperaturen oberhalb der 28 Grad Grenze....und statt Haien gibt dann jetzt ein paar Krokodile mehr....no worries....

Freitag, 13. Juni 2014

Aufbruchstimmung

Ich war mir fast sicher, diesen Titel schonmal benutzt zu haben, schliesslich sind wir hier andauernd irgendwie irgendwo unterwegs. Hab ich aber nicht, auch wenn ein Großteil der bisherigen Blogs mit "A" beginnt. Aufbruchstimmung ist ja gerade ganz allgemein aber eben auch persönlich...aber eins nach dem anderen. Also zunächst mal hat gerade die WM begonnen, kein großes Ding hier in Indien, nur für die hiesigen Expats und mit Abstrichen für die englischsprachigen Zeitungen. Übermorgen spielt Deutschland sein erstes Spiel, wird natürlich wie immer gegen Ronaldo und Co.gewinnen, den Weg ins Halbfinale finden und dann gegen Spanien oder Italien ausscheiden...das ist ja in der Tat nur mäßig spannend...Frederik und ich sind auch nicht im üblichen Panini Fieber und das Kicker Sonderheft haben wir uns auch nicht beschafft. Also sehr sehr gemäßigte Euphorie hier. Schön, dann wenigstens ein bisserl Wimpel von der Deutscher Fussball Band  hier gefunden zu haben... 

Und den Rest der WM verbringen wir in Australien, Down-Under bei den Socceroos. Ich vermute mal, die Aussies kommen ins Finale...zumindest wär das gut für uns, weil dann vermutlich auch dort ab und zu mal was vom Rasensport berichtet wird. Üblicherweise fährt man als Deutscher ja im Winter nach Australien, weil komischerweise dann dort Sommer ist. Wenn man im Sommer-also im Winter- dahin fährt ists im allgemeinen ja kälter...wobei es jetzt eigentlich gerade mal wieder überall in der Welt kälter ist, als in Delhi. Letzte Woche war die heisseste Juni Woche in Delhi seit 60 Jahren...schön dass wir dabei waren...schwitz...
Egal, also fahren wir jetzt mal im Sommer nach Australien campen, weil es dort so hübsch kühl ist. Damit es aber nicht allzu kühl ist, bleiben wir eher im Norden und im Osten, das ist dichter am Äquator und dann doch wieder nicht ganz so kalt-also quasi Sommer...alles klar? Prima.


Im etwas größeren Rahmen gibts die Aufbruchstimmung hier jetzt aber auch. Ich habe mich im letzten Jahr etwas intensiver mit der Nordindischen Geschichte und mit dem auf und ab großer hiesiger Herrscherfamilien seit dem 11.Jahrhundert beschäftigt. Generell gilt: üblicherweise ab der 3.Generation fangen Dynastien an unangenehm zu werden. Und in Indien war seit der Unabhängigkeit 1947 fast ununterbrochen und in der inzwischen 4.Generation der Nehru/Gandhi Clan an der Macht-alles demokratisch gewählt aber trotzdem...Dynastie ist Dynastie....vergleichsweise wäre das so, als wären in Deutschland nach wie vor die Adenauers am Ruder-bitte einfach mal vorstellen. ...und die Familienmachtgeschichte der Nehrus beginnt sogar noch eine Generation vorher. Aber bleiben wir der Einfachheit halber mal bei Adenauer. Kanzler(in) wäre dann aktuell Adenauers Urenkel. Alle politischen und wirtschaftlichen Schaltstellen wären fest in Kölscher Klüngel Hand. Und vermutlich wäre der 1.FC Rekordmeister...Irgendwann hätten dann die Leute so gestrichen die Nase voll von der ganzen Korruption, dem Stillstand und dem ständigen Serienmeister, dass es fast schon egal ist, wer an die Macht kommt. Hauptsache kein Adenauer mehr. Und das war hier die Situation vor den Wahlen...

Das war in ein paar Sätzen die politsche und wirtschaftliche Erklärung für so ziemlich alle Missstände in Indien der letzten Jahrzehnte. Ist das alles wirklich so einfach zu erklären? Ok, ok, etwas komplexer ist's schon. Aber im Grunde passts so schon ganz gut.
Ist es also überall in Indien so problematisch....nicht ganz, eine Region sticht mit quasi schwäbisch, bayerischen Erfolg seit 10-15 Jahren heraus: Gujarat. Diese Region hat es geschafft, unzählige Unternehmen anzuziehen, Bürokratie zu reduzieren und Bestechungsgelder offiziell auf exact 7% zu begrenzen und damit kalkulierbar zu machen. Der Grund für diesen Erfolg lässt sich auf einen Namen reduzieren: Nahendra Modi. Modi gehört zur Nationalkonservativen BJP..oder mit anderen Worten einer Partei, die eher die Interessen der Hindus vertritt, als die jahrzehntelange Regierungspartei Cong(ress), die für programmatisch eher für die Mitte steht. Ist es ein Problem, wenn in einer multi-kulti Gesellschaft eine Partei das Sagen bekommt, die die Mehrheit der Glaubensrichtung repräsentiert? Naja, in Deutschland zumindest haben wir weder mit der Christlich-Sozialen-Union noch mit der Christlichen-Demokratischen-Union schlechte Erfahrungen gemacht...wichtig ist dann doch wohl eher die Trennung von religiösen und politisch/wirtschaftlichen Themen. 
Also Modi ist der absolute Hoffnungsträger Indiens! Die Aufbruchstimmung seit seinem Gewinn der Wahlen ist hier spürbar. Einige der Regeln, die in Gujarat schon galten werden gerade übertragen: Beamte haben pünktlich um 9 am Arbeitsplatz zu erscheinen, Beschwerden und Vorschläge aller Art können DIREKT an Modis Büro geleitet werden-Bearbeitungszeit mit qualifizierter Antwort: 10 Tage. Die Beamten arbeiten seit einigen Wochen jetzt direkt freiwillig von 9-20 Uhr...
Wieso hat nun ausgerechnet Modi die Chance, das Land spürbar zu verändern? Ein paar wichtige Details, die ihn unterscheiden: er hat keine Familie..das ist in Indien ein riesiger Unterschied, denn üblicherweise wird erwartet, dass neue Machthaber zunächst mal die eigene Familie mit Ämtern aller Art beglücken...fällt bei Modi weg. Ähnlich wie ein katholischer Priester in der Idealversion hat Modi Zeit sich um seine Schäflein zu kümmern, ohne die üblichen familiären Ablenkungen. Er hat ausserdem extreme Führungsqualitäten, sowohl rethorisch für die Massen auch innerhalb seiner Führungszirkel. Insbesondere wegen seiner Rethorik wird Modi von seinen politischen Gegnern immer wieder und ernsthaft mit Adolf Hitler verglichen. Seine politischen Ziele sind aber einfach überhaupt nicht vergleichbar und nur weil er ein paar rethorische Vereinfachungsmittel nutzt um Inhalte klar zu machen, ist nicht gleich ein neuer "Führer" geboren. Bei seinem Amtseid hat er auch direkt mal die Staatsführer der Nachbarstaaten, insbesondere Pakistan eingeladen. Eine starke Geste, die nochmal zeigt: Modi will führen und lenken, nicht spalten.
Die Mehrheit der Inder sehnt sich aber nach einem Mann, der eine Idee und eine Motiviation zur Veränderung hat. Vor diesen Veränderungen haben manche Angst, aber die Mehrheit der über eine Millarde Inder ist enthusiastisch und freut sich wieder auf die Zukunft.  

...Zukunft ist auch das letzte Stichwort...für amerikanische Schüler ist das "Moving Up" in die Highschool am Ende des 8.Schuljahres ein dickes Ding, mit Schulband, Auszeichnungen der Rektorin und diversen Reden. Frederik ist im neuen Schuljahren dann jetzt an der HighSchool-fast schon erwachsen....


Mittwoch, 7. Mai 2014

Grenzwertig


Was ist also schützenswerte Kultur in einem Land? Auf jeden Fall wäre eine Streitkultur, die sich von allem abhebt, was man aus Konfliktregionen normalerweise so kennt und die eigentlich eher die Gemeinsamkeiten der Streithähne zeigt als die Unterschiede für mich ziemlich weit oben auf so einer Liste...

Die Geschichte zwischen Pakistan und Indien ist eine Geschichte, die eng mit dem Rückzug Englands als Kolonialmacht nach dem 2.Weltkrieg zusammenhängt. Ohne diesen kleinen Blog künstlich mit historischem Kram aufzublähen, sollte man zumindest wissen, dass Indien und Pakistan eigentlich Bruderstaaten analog zu Nord/Südkorea oder BRD/DDR sind-allerdings mit einer Trennung durch Religion (Muslims/Hindu) und nicht durch Weltanschauung (Kapitalismus vs. Kommunismus)
Der Kampf um ein vereintes Indien und einem,eigenen muslimischen Staat wird oft als "Kampf" zwischen Gandhi (Einheit) und dem pakistanischen Gründer Jinnah gesehen-mit dem besseren Ende für Jinnah und einem tragischen für alle Beteiligten-Jinnah selbst starb fast unmittelbar nach der erreichten Unabhängigkeit an Tuberkulose-und es setzte eine gewaltige Völkerwanderung von und nach Pakistan ein, um den jeweiligen Drangsalierungen der jeweiligen Mehrheiten (Hindus oder Muslims) zu entgehen. Gandhi hatte diese Katastrophe vorhergesehen...aber manchmal setzen sich in der Weltpolitik eben nicht die "richtigen" sondern die am besten vormulierten und am energischten durchgesetzten Forderungen durch.
Nach wie vor streiten sich die beiden Bruderstaaten um diverse Gebiete-insbesondere ist der gesamte Kaschmir Konflikt ein Symbol dieses Streits-die Mehrheit der Bevölkerung Kaschmirs ist muslimisch geprägt, allerdings hat der damalige Raja der Region dem Beitritt zu Indien zugestimmt. Voilà-Dauerkrisenherd erfolgreich hergestellt. Und die ganze Absurdität der Trennung, des Konflikts und der eigentlich gemeinsamen Identität der beiden Nationen sieht man an der Wagah Grenze, einem der wenigen offiziellen Grenzübergänge der beiden Länder:


Auf beiden Seiten sind stadionartige Tribünen aufgebaut von denen die jeweiligen Soldaten beim Fahneneinholen angefeuert werden. Frontal an den Hauptribünen hängen überlebengroße Porträts der beiden Gründerväter...Gandhis bzw.Jinnahs.

Grenzsoldat in Hochwasserhosen-bei der Gesamtlänge, kein Wunder...
Es gibt ein Vorprogramm, bei dem junge Fahnenträger(innen) voller Begeisterung bis zum Grenztor laufen...und wieder zurück. Zwischendurch werden Hits der größten Cricket Siege der jeweiligen Nationen gegen die andere gespielt, es wird getanzt und immer wieder werden Signale gebrüllt und geblasen-jeweils solange die Luft ausreicht. Die Grenzsoldaten selbst sind alle preussisches Gardemaß wie beim Alten Fritz...keiner unter 1,90+ca.30cm Hahnenkammfächer. Beim immer wieder zelebrierten "Vertikalspagat" hauen sich die Soldaten dann fast selbst die Nasen mit ihrem eigenen Schienbein ein. Bitte zuhause nicht nachmachen! 


Mädels machen bei dem Dance auch mit. Allerdings ohne den Spagat.
Höhepunkt ist das Einholen der Flaggen...schön gleichzeitig, damit bloß keine tiefer hängt als die andere...in Wirklichkeit ist das Ganze natürlich eine 100% abgestimmte
Fahnen einholen
Grenzchoreographie. Meine Lieblingsszene ist der jeweilige "Handschlag" nach der kurzen Öffnung des Tores.


Auch wenn es aktuell nicht danach aussieht, ich bin sicher und hoffe in 100Jahren ist auch diese künstliche Trennung einer Nation Geschichte...der "Wagah Border Dance" kann dann Kulturerbe werden.

Und der berühmte Diercke Weltatlas hat ein Problem weniger-in dem ist die Grenze zwischen Pakistan und Indien nämlich so dargestellt, das beide Länder diese Grenze nicht anerkennen. Der Westermann Verlag steht daher auf dem indischen Index für staatsfeindlich publizistische Organisationen, deren Webseiten von Indien aus geblockt sind...falls ihr gerade in Indien seid, wenn ihr diesen Blog lest...einfach mal westermann.de als faktencheck eingeben....

Ach so...und da ja ein Video mehr sagt als tausend Worte...hier noch ein paar bewegte Bilder zum Thema:

https://www.youtube.com/watch?v=n9y2qtaopbE

Last but not least!

Der letzte Blog hat es mit über 200 Ansichten in der ersten Woche auf Platz 2 der Gesamtstatistik geschafft...und danke auch für die Kommentare-geht doch:) ! Und da dieser Folgblog durchaus innerhalb der handelsüblichen Lieferzeiten ware, gibt's demnächst dann vielleicht auch von D.S. aus W. wieder 5*****.