Abenteuer Indien

Begleitet uns auf unserem kleinen Indien Abenteuer. Seht was wir sehen; fühlt, was wir fühlen; lacht, über was wir lachen. Schön das ihr dabei seid!

Mittwoch, 7. August 2013

Atemberaubend

Kongskil La (4600m)
Manche Dinge sind so gut, die muss man einfach nochmal machen. Dazu zählen Urlaube auf einer bestimmten ganz schmalen Nordseeinsel. Dazu zählen natürlich auch Schuljahre, wenn sie ganz ausserordentlich toll waren und vermutlich zählen dazu auch Eindrücke vom "letzten" Jahr.

Wir haben in unserer schulfreien Zeit so ziemlich alles verbunden und es mal schön krachen lassen, Tauchen in Thailand, Surfen auf Juist, Hausbesuch in Hannover und ...last but not least...einen Outdoor Wanderurlaub im Himalaya. Der geneigte Blog Leser erinnert sich vielleicht an die Story vom letzten Jahr (nachzulesen unter "auf dem Rücken der Pferde")-von unseren damaligen Tagesausflügen in Kaschmir. Davon inspiriert wollte ich es diesmal aber wirklich wissen, was meine tapfere Familie so wirklich auf dem Kasten hat.
Also ab in den Vor-Himalaya nach Ladakh. Ein Tag "Akklimatisierung"-das macht bei einem Flug von 200 auf 3500 Metern absolut Sinn- und dann ab mit Sack und Pack rein in die Hochgebirgszone. Geplant waren 5 Tagestouren von Lamayun nach Chilling mit unterschiedlichen leichten-moderaten Steigungen. Meine 2 Damen im Gepäck waren zwar eher skeptisch, was die Kondition anging, aber dafür kann man sich ja für kleines Geld noch 2 Pferde dazumieten, die im "Notfall" für die notwendigen Anstiegspausen sorgen.
Trinkpause

Für Aleida begann dieser Notfall bereits am 2. Wandertag-sie widmete die Ferien ab da zu "Reiterferien" um und war ab da nur noch im Sattel gesehen. Nein-stop! Bei der letzten Etappe auf Asphalt 2 Stunden bergab laufen war sie wieder beim gemeinen Fussvolk dabei.
Zur Ehrenrettung muss sicher noch gesagt werden, dass Aleida, die das ganze Indienjahr nicht einen Tag krank war, es nun dummerweise in den Bergen erwischte. Insofern waren es dann auch nicht wirklich Reiterferien, sondern leider teilweise eher ein Krankentransport. Und dafür war sie richtig tapfer dabei!! Und das Reiten am Steilhang ist schon auch ein besonderes Erlebnis (...immer auf dem Absprung-besser das Pferd stürzt allein ins Tal...)
Wir waren natürlich wie in Indien üblich nicht ganz allein unterwegs, sondern standesgemäß mit einem Führer, einem Koch, einen Hilfskoch, dem Pferdeführer und insgesamt 6 Pferden und 2 Mulis. Gärtner hatten wir allerdings keine dabei, irgendwo muss man ja auch mal sparen.
Ladakh, Vogelperspektive
Schon im Anflug auf den Flughafen Leh bekamen wir den Himalaya aus der Vogelperspektive bei bester Sicht zu sehen.Der Pilot musste schon mächtig gegensteuern, um die an die Fenster zur Backbordseite strömenden  Passagiere in der Balance zu halten.
Campen auf 4200m
Auf unserer ersten Minietappe mussten wir eigentlich nur ein paar Meter aufwärts zu einem Kloster aufsteigen. Die Luft ist da oben dünn. Wirklich sehr dünn! Und vielleicht war ein Tag zur Akklimatisierung dann vielleicht doch zu wenig gewesen, auf jeden Fall gab es einen hübschen Vorgeschmack für uns Hochgebirgsnovizen...
Unser normaler Wandertag sah dann ungefähr so aus: 5.30 wecken via Tee ins Zelt. Das haben wir aber nur einmal so gemacht, weil wir dann erstmal 30 Minuten "gemütlich" Tee getrunken haben-und die Zeit fehlte dann später in der Mittagshitze... Kurz nach dem Tee gabs angewärmtes Wasser zum Waschen an die Zelttür gebracht. Sehr angenehm!
Nach den entsprechenden Katzenduschen gabs Frühstück nach Wunsch: Haferschleim, Toast, Müsli bei westlicher Ausrichtung, Puris&Aloo Baji (Gewürzkartoffeln) oder Masala Omlette bei der indischen Frühstücksversion. Lecker war beides! Anschliessend sind wir dann schonmal zu Fuß losmarschiert, während unsere indischen Begleiter alles zusammengepackt haben, um uns dann nach ein bis zwei Stunden entspannt eingeholt haben. Unsere Touren waren eigentlich so für 4-5 Stunden aufgestellt, wir haben meistens 1-2 Stunden länger gebraucht. Es war aber für diese Höhe und Jahreszeit deutlich zu warm dort oben -so um die 30 Grad-und da macht Bergwandern in der Mittagssonne nur bedingt fröhlich. Wir stellen fest: leichte bis moderate Touren sind individuell etwas unterschiedlich zu interpretieren.

Entlang der Bachläufe gibt es ab und zu etwas grün, ansonsten läuft man relativ viel direkt an Berghängen, die aus Geröll oder Schieferbergen bestehen-mit faszinierenden Farben, mal Rot, mal Grün, mal Schwarz, je nach vorherrschenden Kupfer, Eisen oder Silberanteil im Boden. Schön anzuschauen, aber extrem unschattig.
Suchbild-wo ist der Treck?
Wenn unsere Gepäckkolonne an uns vorbeigerauscht ist, haben wir meistens unsere Lunchpakete verzehrt: Eier, Pellkartoffeln, Schokoriegel, Fruchtsaft&Wasser und manchmal noch ein paar Frühstücksreste.
Am 3.Tag waren hatten wir unseren härtesten Anstieg. Nach 4 Stunden erreichten wir den Kongskil La Pass auf 4600Metern Höhe. Da hat der Wind dann schon ziemlich gekühlt, aber das war nach dem Anstieg auf nötig-wir hatten alle unser Limit erreicht, vereinzelte "nie wieder" Rufe wurden laut. Geschafft hatten wir es mit Hilfe unserer Ponys und purer Willenskraft dann aber doch alle.
Königsetappe bewältigt&überwältigt
Und der Abstieg war dann gar nicht sooo schwer und wurde uns durch ein Treffen mit einer Yak Hirtin und ihren Tieren optisch versüßt.


Wir hatten in der Nacht alle einen etwas unruhigen Schlaf-nicht zu unrecht, denn unsere Pferde und Mulis waren in der Nacht von einem Wolfsrudel angegriffen worden-ein Muli hatte ein paar Bisswunden am Hinterlauf, konnte aber nach einer kleinen Jodbehandlung weiter mitlaufen.

Die Wölfe können uns mal...
Unser "Pony-Man" und der Koch hatten gemeinsam das Rudel vertrieben. Von den Wölfen sahen wir dann auf unserer nächsten Etappe zwar noch ein paar Fussspuren, aber verfolgt wurden wir nicht.
unser Ponymann
Aleidas Gesundheit hatte sich in den letzten Tagen durchaus verschlechtert-einige Symptome deuteten auch auch die Höhenkrankheit hin, daher entschieden wir uns, eine etwas kürzere Route zu nehmen, und auf eine weitere Passbesteigung zu verzichten. Allerdings lief die geänderte Route entlang eines ziemlich heftig strömenden Baches, der vor einigen Jahren diverse Zerstörungen angerichtet hatte und bei denen Brücken entweder provisorisch oder überhaupt nicht widerhergestell waren. Daher mussen wir bestimmt 10mal mit Sack und Pack diesen Back durchqueren-mit mehr oder weniger nassen Füssen.
Dafür ging es aber kontinuierlich bergab und unser letzten Camp hatte dann sogar eine Plumpsklo mit Spülung! Dh.man konnte sich an einem Ast festhalten, damit man nicht in den Bachlauf  fiel...
Wie jeden Abend war dann für uns kurz nach Einbruch der Dunkelheit Zapfenstreich, traditionell nach einer kurzen Partie "Mensch-ärgere-dich-nicht". Als wir bei unsere letzten Etappe auf einmal Asphalt unter den Füßen hatten, konnten wir es kaum glauben-das lief sich wie auf Teppich! Allerdings war der Asphalt auch wirklich deutlich zu weich-unsere Pferde hinterliessen bleibende Hufspuren aber die Stimmung wurde mit jedem Schritt abwärts besser.
Feierabend
Da unser Zielort ja etwas korrigiert worden war, hat natürlich unsere geplante Abholung am Zielpunkt nicht wirklich funktioniert. Aber wir konnten gemütlich unter einem umfunktionierten Fallschirmdach-Cafe auf unsere Abholung und den Rücktransport nach Leh warten.

Den allerletzten Tag haben wir dann noch eine Karte gekauft, um zu schauen, wo wir eigentlich so langmarschiert sind.
Bäckerei in Leh

Unglaubliche Bilder und viele Erinnerungen von der rauhen Schönheit in Ladakh  haben sich in unser Gedächtnis gebrannt.
Aleida hat sich in Leh schnell erholt, dafür hat dann Frederik auf dem Rückflug nach Delhi seiner Magenverstimmung im Flieger etwas Luft verschaffen müssen. In Delhi angekommen ging es uns dann aber allen wieder gut-keine Atemnot mehr, Fieber&Übelkeit weg und ein kleines für uns fusskranke Wanderschnecken aus der norddeutschen Tiefebene aber ganz großes Abenteuer beendet.

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