Abenteuer Indien

Begleitet uns auf unserem kleinen Indien Abenteuer. Seht was wir sehen; fühlt, was wir fühlen; lacht, über was wir lachen. Schön das ihr dabei seid!

Sonntag, 22. Juni 2014

Drunter und Drüber

Wombat
Koala live
Wo man ja sowieso in der Gegend ist, kann man ja auch direkt nochmal einen zusätzlichen Kontinent abhaken. Freundlicherweise haben sowohl die Kinder 10 Wochen Ferien, als auch Mareike zumindest mal 5 Wochen am Stück frei. Und ich hänge ja sowieso ganzjährig hier herum und habe Unsinn im Kopf. Jetzt kommen dann also ein paar Blogs etwas artfremd eben nicht über Indien sondern über das Land in das die Briten seinerzeit mal ihre ganzen Ganoven geschickt haben und manche behaupten, der Großteil der Einwohner hätte sich auch nicht wesentlich verändert.



Tell me, where the money goes....
Das fängt zumindest schonmal bei den Preisen hier an. Als Juister ist man ja gewissen Kummer und monopolistische Preisgestaltungen gewöhnt. Kommt man nach Australien sieht man: auf der Strandpromenade ist noch deutlich Luft nach oben....Allgemeiner Tenor bei Fragen zum Thema: Schau mal, die meisten Sachen müssen hier von weit her importiert werden...diese Frachtkosten...hab ich auch schon mal irgendwo gehört, letzmalig bei einer 10 EUR Brezel auf ner Skihütte im Allgäu. Aber ähnlich wie beim Verkehr in Indien muss man sich das Grübeln dann irgendwann abgewöhnen und einfach "fließen" lassen. Insbesondere die mühsam erarbeitete Kohle fliesst dann auch tatsächlich ganz mühelos...

Oben in Down Under

Ankunft nach 12 Flugstunden mit AirIndia morgens so gegen 7 Uhr. Erstes kurzes Techtelmechtel mit den Immigrationsbehörden. Seit einigen Monaten haben mich regelmäßig die Einwanderungsbehörden aller Länder auf dem Radar. Mareike hatte nach unserer letzten größeren Reise eilfertig meine Hose mit Reisepass durchgewaschen, Sunil (unserem hauptamtlichen Wäscher...und ja-der heisst wirklich so!) konnte dann nur noch das durchweichte-aber blitzsaubere-Personaldokument zum trocknen aufhängen. Alles in allem sieht der Pass auch noch ganz ok aus-halt hier und da etwas durchweicht und wellig aber mit allen Lichtbildern, Visa etc. noch gut lesbar vorhanden. Aber eben ein Standardstirnrunzler bei jeder Einreise irgendwohin...jajaja-ich hätte ihn inzwischen austauschen können...aber das ist von Indien aus halt etwas komplizierter und teurer und bei sowas (150EUR???für einen Reisepass??) werd ich da doch auch mal zum Sparbrötchen...und bisher bin ich ja auch noch überall reingekommen....

Egal, rein ins Land! Erste Erkenntnis: Kalt ists hier! Sydney Sommer=Winter aktuell 17 Grad. Klare Luft&kaum Kühe oder Hunde auf der Straße! Erstmal die ersten 30 Dollar für ein kleines Frühstück rausgeben, dann die nächsten 50 für 20Minuten Taxi. Vergleichspreis Taxi Delhi (40min) 7,50 EUR also umgerechnet ungefähr nur das 4-5fache...aber in Australien muss ja auch alles importiert werden....


??22$??OMG!

Gut das wir schon diverse Ausgaben vorab via Internet erledigt hatten. Dadurch wirds zwar in der Regel mal nicht billiger...aber zumindest fühlt es sich günstig an, wenn man den Betrag nicht nochmal sieht. Eins der Dinge, die wir vorab gebucht hatten ist unser Besuch in Sydneys Oper. Leider nicht für eine Oper, aber immerhin für ein Tanztheater "Milonga"...dh.Tango!! Die Produktion tourt aktuell durch die Weltgeschichte...die Aufführung in Wolfsburg (Fakt!) haben wir ja mangels Anwesenheit verpasst...aber dafür sind wir halt jetzt mal hier.
Keine genauere Beschreibung möglich als "fantastisch"!

Unsere Unterkunft ist/war ein Bed&Breakfast einem aus der Finanzwelt ausgestiegenen Pärchen im Szeneviertel "The Rocks" in Hafennähe. Sympatische Unterkunft, mit einem unschlagbaren Pancake und lausigem Kaffee zum Frühstück.
Nach einer ersten kurzen Durchsicht und den Tipps unserer Gastwirte strichen wir "Whale Watching" und "Harbour Bridge Climb" von unserer To-Do Liste. Sorry Freunde...lasst Geld fließen ist ok, aber 500EUR Familienpreis für 3 Stunden Treppensteigen oder ein paar Schwanzflossen?? Das überlassen wir dann doch lieber mal den paar neureichen Russen und Chinesen hier in der Stadt....Wir entschieden uns dann lieber für ein kleines Event Paket aus Aquarium, Zoo,
Me, my friend and I...
Aufzuchtstation und Madame Tussaud in Kombination mit Hafenrundfahrt, Stadtbummel und Eisessen. 

Ach so, und vom gesparten Geld war dann auch noch eine günstige neue Kamera drin....



















 Auf jeden Fall 3 Tage Städtetour Sydney...wir waren dabei....und nach dem überstandenen Jetlag und dem Appetizer auf die Tierwelt sind wir jetzt bereit für unseren Camping und Outdoor Teil im Norden der Republik...und zurück in Temperaturen oberhalb der 28 Grad Grenze....und statt Haien gibt dann jetzt ein paar Krokodile mehr....no worries....

Freitag, 13. Juni 2014

Aufbruchstimmung

Ich war mir fast sicher, diesen Titel schonmal benutzt zu haben, schliesslich sind wir hier andauernd irgendwie irgendwo unterwegs. Hab ich aber nicht, auch wenn ein Großteil der bisherigen Blogs mit "A" beginnt. Aufbruchstimmung ist ja gerade ganz allgemein aber eben auch persönlich...aber eins nach dem anderen. Also zunächst mal hat gerade die WM begonnen, kein großes Ding hier in Indien, nur für die hiesigen Expats und mit Abstrichen für die englischsprachigen Zeitungen. Übermorgen spielt Deutschland sein erstes Spiel, wird natürlich wie immer gegen Ronaldo und Co.gewinnen, den Weg ins Halbfinale finden und dann gegen Spanien oder Italien ausscheiden...das ist ja in der Tat nur mäßig spannend...Frederik und ich sind auch nicht im üblichen Panini Fieber und das Kicker Sonderheft haben wir uns auch nicht beschafft. Also sehr sehr gemäßigte Euphorie hier. Schön, dann wenigstens ein bisserl Wimpel von der Deutscher Fussball Band  hier gefunden zu haben... 

Und den Rest der WM verbringen wir in Australien, Down-Under bei den Socceroos. Ich vermute mal, die Aussies kommen ins Finale...zumindest wär das gut für uns, weil dann vermutlich auch dort ab und zu mal was vom Rasensport berichtet wird. Üblicherweise fährt man als Deutscher ja im Winter nach Australien, weil komischerweise dann dort Sommer ist. Wenn man im Sommer-also im Winter- dahin fährt ists im allgemeinen ja kälter...wobei es jetzt eigentlich gerade mal wieder überall in der Welt kälter ist, als in Delhi. Letzte Woche war die heisseste Juni Woche in Delhi seit 60 Jahren...schön dass wir dabei waren...schwitz...
Egal, also fahren wir jetzt mal im Sommer nach Australien campen, weil es dort so hübsch kühl ist. Damit es aber nicht allzu kühl ist, bleiben wir eher im Norden und im Osten, das ist dichter am Äquator und dann doch wieder nicht ganz so kalt-also quasi Sommer...alles klar? Prima.


Im etwas größeren Rahmen gibts die Aufbruchstimmung hier jetzt aber auch. Ich habe mich im letzten Jahr etwas intensiver mit der Nordindischen Geschichte und mit dem auf und ab großer hiesiger Herrscherfamilien seit dem 11.Jahrhundert beschäftigt. Generell gilt: üblicherweise ab der 3.Generation fangen Dynastien an unangenehm zu werden. Und in Indien war seit der Unabhängigkeit 1947 fast ununterbrochen und in der inzwischen 4.Generation der Nehru/Gandhi Clan an der Macht-alles demokratisch gewählt aber trotzdem...Dynastie ist Dynastie....vergleichsweise wäre das so, als wären in Deutschland nach wie vor die Adenauers am Ruder-bitte einfach mal vorstellen. ...und die Familienmachtgeschichte der Nehrus beginnt sogar noch eine Generation vorher. Aber bleiben wir der Einfachheit halber mal bei Adenauer. Kanzler(in) wäre dann aktuell Adenauers Urenkel. Alle politischen und wirtschaftlichen Schaltstellen wären fest in Kölscher Klüngel Hand. Und vermutlich wäre der 1.FC Rekordmeister...Irgendwann hätten dann die Leute so gestrichen die Nase voll von der ganzen Korruption, dem Stillstand und dem ständigen Serienmeister, dass es fast schon egal ist, wer an die Macht kommt. Hauptsache kein Adenauer mehr. Und das war hier die Situation vor den Wahlen...

Das war in ein paar Sätzen die politsche und wirtschaftliche Erklärung für so ziemlich alle Missstände in Indien der letzten Jahrzehnte. Ist das alles wirklich so einfach zu erklären? Ok, ok, etwas komplexer ist's schon. Aber im Grunde passts so schon ganz gut.
Ist es also überall in Indien so problematisch....nicht ganz, eine Region sticht mit quasi schwäbisch, bayerischen Erfolg seit 10-15 Jahren heraus: Gujarat. Diese Region hat es geschafft, unzählige Unternehmen anzuziehen, Bürokratie zu reduzieren und Bestechungsgelder offiziell auf exact 7% zu begrenzen und damit kalkulierbar zu machen. Der Grund für diesen Erfolg lässt sich auf einen Namen reduzieren: Nahendra Modi. Modi gehört zur Nationalkonservativen BJP..oder mit anderen Worten einer Partei, die eher die Interessen der Hindus vertritt, als die jahrzehntelange Regierungspartei Cong(ress), die für programmatisch eher für die Mitte steht. Ist es ein Problem, wenn in einer multi-kulti Gesellschaft eine Partei das Sagen bekommt, die die Mehrheit der Glaubensrichtung repräsentiert? Naja, in Deutschland zumindest haben wir weder mit der Christlich-Sozialen-Union noch mit der Christlichen-Demokratischen-Union schlechte Erfahrungen gemacht...wichtig ist dann doch wohl eher die Trennung von religiösen und politisch/wirtschaftlichen Themen. 
Also Modi ist der absolute Hoffnungsträger Indiens! Die Aufbruchstimmung seit seinem Gewinn der Wahlen ist hier spürbar. Einige der Regeln, die in Gujarat schon galten werden gerade übertragen: Beamte haben pünktlich um 9 am Arbeitsplatz zu erscheinen, Beschwerden und Vorschläge aller Art können DIREKT an Modis Büro geleitet werden-Bearbeitungszeit mit qualifizierter Antwort: 10 Tage. Die Beamten arbeiten seit einigen Wochen jetzt direkt freiwillig von 9-20 Uhr...
Wieso hat nun ausgerechnet Modi die Chance, das Land spürbar zu verändern? Ein paar wichtige Details, die ihn unterscheiden: er hat keine Familie..das ist in Indien ein riesiger Unterschied, denn üblicherweise wird erwartet, dass neue Machthaber zunächst mal die eigene Familie mit Ämtern aller Art beglücken...fällt bei Modi weg. Ähnlich wie ein katholischer Priester in der Idealversion hat Modi Zeit sich um seine Schäflein zu kümmern, ohne die üblichen familiären Ablenkungen. Er hat ausserdem extreme Führungsqualitäten, sowohl rethorisch für die Massen auch innerhalb seiner Führungszirkel. Insbesondere wegen seiner Rethorik wird Modi von seinen politischen Gegnern immer wieder und ernsthaft mit Adolf Hitler verglichen. Seine politischen Ziele sind aber einfach überhaupt nicht vergleichbar und nur weil er ein paar rethorische Vereinfachungsmittel nutzt um Inhalte klar zu machen, ist nicht gleich ein neuer "Führer" geboren. Bei seinem Amtseid hat er auch direkt mal die Staatsführer der Nachbarstaaten, insbesondere Pakistan eingeladen. Eine starke Geste, die nochmal zeigt: Modi will führen und lenken, nicht spalten.
Die Mehrheit der Inder sehnt sich aber nach einem Mann, der eine Idee und eine Motiviation zur Veränderung hat. Vor diesen Veränderungen haben manche Angst, aber die Mehrheit der über eine Millarde Inder ist enthusiastisch und freut sich wieder auf die Zukunft.  

...Zukunft ist auch das letzte Stichwort...für amerikanische Schüler ist das "Moving Up" in die Highschool am Ende des 8.Schuljahres ein dickes Ding, mit Schulband, Auszeichnungen der Rektorin und diversen Reden. Frederik ist im neuen Schuljahren dann jetzt an der HighSchool-fast schon erwachsen....